Die Halswirbelsäule - Aufbau, Funktion und Therapie


Als Halswirbelsäule (Articulatio cervicalis) bezeichnet man den ersten Abschnitt der Wirbelsäule unterhalb vom Kopf. Sie setzt sich aus sieben Wirbelkörpern zusammen, die durch Bandscheiben (Disci vertebrales) voneinander getrennt sind. Nur zwischen Kopf und erstem Halswirbel (Atlas) befindet sich keine Bandscheibe.

Die Halswirbelsäule zeichnet sich durch ihre hohe Beweglichkeit aus. Man unterscheidet drei primäre Bewegungsrichtungen: Die Beugung (Flexion) und Streckung (Extension), die Seitneigung nach rechts und links (Lateralflexion) sowie die Drehung (Rotation). Gemeinsam mit der Mobilität der Brustwirbelsäule und des Schultergürtels kann der Kopf um circa 90° zur Seite gedreht werden.

 

Ansicht einer gesunden Wirbelsäule von hinten und von der Seite

 


Physiologisch sollte die Krümmung der Wirbelsäule wie im Bild oben aussehen. In der Ansicht von hinten sieht eine gesunde Wirbelsäule aus wie eine vertikale Linie, während sie in der Seitenansicht idealerweise eine doppelte Krümmung aufweisen sollte. Die Hals- und die Lendenwirbelsäule sind etwas nach vorne geschwungen (Lordose) und die Brustwirbelsäule und das Kreuzbein leicht nach hinten geschwungen (Kyphose).

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum die Krümmungen der Wirbelsäule von diesem Ideal abweichen können. Viele Menschen haben von Geburt an beispielsweise eine gestreckte Brustwirbelsäule, die oftmals durch eine verstärkte Hals- und oder Lendenwirbelsäulen-Lordose kompensiert wird. Es können jedoch auch einseitige Belastungen oder Fehlhaltungen dazu führen, dass sich die Krümmungen der Wirbelsäule im Laufe der Jahre und Jahrzehnte verändern.

Röntgen einer Halswirbelsäule mit Streckfehlstellung

Anatomisch werden die Halswirbel (cervikale Wirbel) als C1 (erster Halswirbel) bis C7 (siebter Halswirbel) bezeichnet. Mit C0 ist der Kopf (Schädel) gemeint. Jeder Wirbel besteht aus einem Wirbelkörper (Corpus vertebrae), einem Wirbelbogen (Arcus vertebrae), zwei Seitenfortsätzen (Processi transversi), vier Gelenksfortsätzen (Processi articularis - sie kommunizieren mit dem darüber und darunter liegenden Wirbelkörpern) und einem Dornfortsatz (Processus spinosus - dieser liegt ganz hinten und ist bei schlanken Menschen als kleine Spitzen in der Mitte des Rücken sichtbar).

Der Atlas und der Axis (2. Halswirbel) zeigen sich in Form und Funktion anders als die restlichen fünf Wirbelkörper, die annähernd gleich aussehen. Aufgrund der Tatsache, dass das Gehirn immer darauf abzielt, dass die Augen horizontal ausgerichtet sind, kommt es in diesen ersten beiden Halswirbelgelenken (C0/C1, also zwischen Kopf und erstem Halswirbel sowie C1/C2, also zwischen erstem und zweiten Halswirbel) häufig zu Fehlstellungen, da diese die Achsenabweichungen des restlichen Körpers (wie etwa einen Beckenschiefstand) ausgleichen.

Sogenannte Atlaskorrekturen (Einrenkung des ersten Halswirbels) sollten daher immer nur von erfahrenen ÄrztInnen oder OsteopathInnen durchgeführt werden, die vorab klären, wo die tatsächliche Ursache der Fehlstellung liegt. Manchmal gehört bei der Therapie der Halswirbelsäule zuerst die Beckenfehlstellung oder beispielsweise eine Blockade in einem anderen Abschnitt der Wirbelsäule korrigiert, bevor die Position des ersten Halswirbels korrigiert wird, die unter Umständen nur eine Kompensation darstellt. Auch können Einflüsse von inneren Organgen (wie etwa dem Magen) über Faszienspanungen bis in die Halswirbelsäule übertragen werden.

Darstellung des Atlas, Axis und der restlichen Halswirbel


Die Halswirbelsäule wird durch einen straffen Bandapparat stabilisiert. Es verläuft ein vorderes Längsband (Lig. longitudinale anterius) und ein hinteres Längsband (Lig. longitudinale posterius) dicht entlang der gesamten Wirbelsäule und hilft so dabei, die Wirbelkörper und die Bandscheiben in der Position zu halten. Des Weiteren gibt es viele kleine Bänder, die zwischen zwei übereinander stehenden Wirbelkörpern verlaufen und so zusätzliche Stabilität gewährleisten. Als Besonderheit gibt es in der Halswirbelsäule zwei kleine Bänder, welche den Fortsatz an der Vorderseite des zweiten Halswirbels (Dens axis) in der Position halten (Ligamentum apicis dentis und Ligamentum transversum atlantis). Dieser dient dazu, ein hohes Ausmaß an Drehbewegung zu ermöglichen. Diese Bänder sollten vor Manipulationen in der Halswirbelsäule immer auf ihre Stabilität geprüft werden, da sie verhindern, dass sich der Fortsatz des Axis in den Wirbelkanal bewegen kann. Das Ligamentum nuchae (Nackenband) verbindet die Dornfortsätze mit dem Hinterhauptbein und stabilisiert die Wirbelsäule, wenn man den Kopf vorneigt. Eine zusätzliche Membran zwischen Atlas und Schädel sorgt für zusätzliche Stabilität im ersten Halswirbel.

 

Austretende Nerven (gelb) und Verlauf Gefäße (blau und rot)

 

Auf jeder Höhe zwischen zwei Wirbelkörpern läuft ein Bündel an Nerven aus dem Wirbelkanal hinaus. Die vorderen Anteile der Nerven des 4. Halswirbels bis zum 1. Brustwirbel verbinden sich seitlich der Halswirbelsäule zu einem Nervengeflecht (Plexus brachialis). Aus ihm gehen die Nerven für die Arme, die Brust und die Schultern hervor. Die Nerven der ersten drei Halswirbel versorgen die Region des Kopfes und des Nackens. Der Nerv, der das Zwerchfell (Diaphragma abdominale - unser großer Atemmuskel) versorgt, entspringt zwischen 3. und 4. Halswirbel.
Entlang der Wirbelsäule, durch den dort sich bildenden Kanal, schlängeln sich beidseits die Ateria vertebralis mit ihren Venen hinauf zum Schädel. Neben der Ateria carotis interna ist sie eines der wichtigsten Gefäße für die Blutversorgung des Gehirns.

Kurze Nackenstrecker (Ansicht von hinten)

Lange Nackenstrecker (Ansicht von hinten)

Musculus Trapezius (Ansicht von hinten)


Sehr differenzierte und teils kräftig ausgeprägte Muskeln schützen die Halswirbelsäule zusätzlich und stabilisieren den Kopf. In der Tiefe befinden sich vier kurze Muskeln, die das Hinterhauptbein, den ersten und den zweiten Halswirbel miteinander verbinden. Sie werden als kurzen Nackenstrecker bezeichnet und sorgen für die Feinabstimmung der Bewegungen in der oberen Halswirbelsäule. Darüber befinden sich die langen Nackenstrecker, die Teil der autochthonen Rückenmuskulatur (M. erector spinae) sind und die gesamte Wirbelsäule hinunter bis zum Steißbein verbindet. Sie dienen dazu die Wirbelsäule aufzurichten und zu stabilisieren. Die äußerste Schicht des Nackens bildet der M. trapezius, der entsprechend seines Namens wie ein Trapez das Hinterhauptbein mit dem Schultergürtel bis hin zur mittleren Brustwirbelsäule verbindet.

Bei Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule kann ein Arzt zur Untersuchung ein Röntgen zur Beurteilung der knöchernen Strukturen oder auch ein MRT (Magnetresonanztherapie) oder CT (Computertomographie) veranlassen, um die Nerven, Bänder und Muskeln der Wirbelsäule zu beurteilen. Dadurch können oft, jedoch nicht immer, die Strukturen beurteilt werden, durch welche die Symptome entstehen.

Für eine zielgerichtete Therapie ist es jedoch nicht nur wichtig zu wissen, welche Strukturen die Symptome verursachen, sondern vor allem auch, wodurch die Ursache der Beschwerden hervorgerufen wurde. Daher ist eine umfassende Befunderhebung von einem Spezialisten nötig, um eine effektive und passende Therapie zu gewährleisten. Es kann sein, dass ein/e OsteopathIn an einer völlig anderen Stelle oder Struktur arbeitet, als an der Halswirbelsäule selbst, um die Funktion wieder herzustellen.

Unser Experte für Beschwerden der Halswirbelsäule ist Ingo Janous. Termine können Sie jederzeit online unter folgendem Link buchen: Termin für Osteopathie buchen.

Wir freuen uns, Sie in unserer Gemeinschaftsordination praxis13 in der Hietzinger Hauptstraße 36/7, 1130 Wien begrüßen zu dürfen!

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Physiotherapie nach Hüft-TEP (Totalendoprothese) in Wien | Gelenksersatz des Hüftgelenks

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Das Schultergelenk - Aufbau, Funktion und Behandlung